Aus der Rubrik »Geschlecht & Gesellschaft«
Vom 08. – 10. Januar fand der diesjährige game jam der Bundeszentrale für politische Bildung statt. Thema diesmal: binär und mehr.
Innerhalb eines Wochenendes entwickelte eine diverse Teilnehmendenschaft Spiele zum Thema Geschlecht und Sexualität.
Das besondere dieses Jahr: Zum ersten Mal fand der bpb:game jam online statt. Statt in einer Jugendherberge versammelten sich Spieleentwickler*innen und alle, die es noch werden wollten, auf Discord und Zoom.
Mit von der Partie: Nina Kiel. Die Spielejournalist*in, Entwickler*in und Forscher*in führte alle Teilnehmenden mit einem wilden Ritt durch die verschiedenen Begrifflichkeit in das Thema ein.
Im Handumdrehen wurde erklärt, was Heteronormativität und Gender Mainstreaming bedeutet und warum Intersektionalität aus den heutigen Diskursen nicht mehr wegzudenken ist.
Was das mit der Gaming-Branche zu tun hat?
Die Spieleindustrie sei überwiegend männlich dominiert. Die Folge: Weibliche Figuren seien in ihren Designs häufig mit schrillen Farben, haufenweise Make-Up und Accessoires überladen. So bleibe für die visuelle Darstellung anderer Attribute kaum Platz. Noch schlimmer: Queere Menschen tauchten in vielen Computerspielen entweder gar nicht oder nur als psychisch kranke Bösewichte auf. Trotz einiger weniger Positiv-Beispiele mangele es der Gaming-Industrie also vor allem an angemessener Repräsentation unterschiedlicher Lebenswelten.
Höchste Zeit, das zu ändern!
In 14 unterschiedlichen Teams arbeiteten die Entwickler*innen an queeren Utopien und sich erweiternden Welten. Die Themen sind vielfältig, die gewählten Möglichkeiten der Darstellung divers.
Alle Ergebnisse können sich sehen lassen:
So kämpfen wir im Tagebuch einer nicht-binären Person mit Selbstzweifeln, erproben verschiedene Strategien uns durch eine heteronormative Welt zu bewegen und durchstreifen ein Gender-Museum auf der Reise zu uns selbst.
Wir erhalten Antworten auf unangenehme Fragen, suchen neue Mitbewohner*innen und erweitern unsere Welt.
In einem Dress-Up-Spiel wählen wir aus 25 Köpfen, 51 Oberkörpern und 28 Unterkörpern aus und stellen einen ganz individuellen Charakter zusammen.
Wir fragen uns, ob die White Stripes Techno oder Barock sind und stoßen auf diverse Persönlichkeiten aus der Geschichte.
Ob das die Gaming-Industrie verändert? Wahrscheinlich nicht.
Aber es zeigt kreative Möglichkeiten und Handlungsspielräume für den Umgang mit dem Thema Gender und sexuelle Orientierung auf.
Mehr noch: In drei Tagen ist der bpb gelungen, woran unsere heutige Gesellschaft bislang noch scheitert; Zugangsoffene Räume zu gestalten, in denen sich Menschen anerkennend begegnen und voneinander lernen können.
Rachel Bleiber
Mehr zu Nina Kiel und ihrem Buch Gender in Games findet ihr auf ihrer Website oder auf Twitter.
Alle Spiele des bpb Game-Jams könnt ihr hier selbst testen.
Wer lieber beim Spielen zuschaut, findet ein Let’s Play aller Spiele auf dem Twitch-Kanal der game jam Moderatorin Lara Keilbart.