Aus der Rubrik »KI & Gender«
In der Veranstaltung Das programmierte Geschlecht diskutierte Marcus Munzlinger mit dem Theaterkollektiv OutOfTheBox,, sowie mit Katrin Fritsch (motif Institut) und Antje Schrupp (Autorin und Politologin) über Künstliche Intelligenzen, sexistische Algorithmen und die Verbindung von Körper und Geist.
Über Codes und Formen
Das Theaterkollektiv OutOfTheBox, bestehend aus Susanne Schuster und Ricardo Gehn, feiert heute Premiere. In ihrem Mini-Game Un.bias bewegen wir uns durch abstrakte Landschaften, verändern mehrfach unsere Form und sammeln etliche Interviews ein. Wir erfahren etwas über die Biografien und Visionen von 10 erfolgreichen Wissenschaftlerinnen aus dem Bereich der Tech- und IT-Branche. Auf der Bühne erfahren wir: Ebenjene Frauen bekommen viel zu wenig Aufmerksamkeit. Abseits von Elon Musk, Steve Jobs und Bill Gates finden sie neue Algorithmen und Datensätze für eine lebenswerte Zukunft und gestalten so einen digitalen Wandel hin zu einer gerechteren Gesellschaft.

Eine von diesen Frauen ist Katrin Fritsch vom motif Institut.
Eine von ihren Thesen: Künstliche Intelligenzen sind wie ein Rezept. Die Programmierer:innen legen fest, welche Zutaten, also Datensätze in den Topf kommen und nach welchen Kriterien sie verarbeitet werden. Heraus kommen automatisierte Lösungen für spezifische Fragestellungen. Verantwortlich für das Ergebnis ist das Küchenpersonal, auch wenn dieses gerne behauptet, die Suppe koche sich von alleine. So komme es immer wieder zu sexistischen und rassistischen Algorithmen, die bestehende Diskriminierungen fortsetzten. Ein Beispiel gefällig? K.I.s, die Gesichter auf Fotos erkennen sollen, können in vielen Fällen nur weiße Männer richtig zuordnen. Warum das so ist? Die Datensätze, die dem selbstlernenden Algorithmus zur Verfügung stehen, setzen sich nur aus Fotos von weißen Männer zusammen. Die Lösung? Algorithmen und deren Ziele transparent machen und den Diskurs selbst mitbestimmen!
Die Sache mit dem Körper und dem Geist
Für Antje Schrupp liegt die Sache auf der Hand: Wer in Kategorien denkt, der programmiert diese auch ein. Die feministische Journalistin und Politologin ist sich sicher, dass Algorithmen nur das tun, was man ihnen vorschreibt, in der Regel also Vereinfachungen und Differenzierungen vornehmen. Was den Menschen von der Künstlichen Intelligenz unterscheide: Seine Originalität und seine Kreativität. Einen Vergleich von unserem menschlichen Bewusstsein mit einem künstlichen, neuronalen Netzwerk lehnt Antje Schrupp damit ab. Ohnehin glaubt sie nicht daran, dass Körper und Geist voneinander zu trennen seien. Katrin Fritsch wirft dazu ein: Wir sollten uns Körper und Geist lieber als einen Wald vorstellen, der nur als Symbiose unterschiedlichster Organismen funktioniert. Das selbe gelte auch für die Beziehung zwischen Technologie und Menschheit.
Geschlecht nervt?!
Wie lässt sich diese Beziehung nun also zukunftsweisend gestalten? Was muss sich noch verändern? Der erste Schritt sei Entwickler:innen-Teams divers zu gestalten. Dabei gelte es nicht Frauen in den MINT-Bereich zu integrieren, sondern die Industrie so zu verändern, dass jeder Mensch Zugang zu ihr hat. Dann müssen wir anfangen die richtigen Fragen zu stellen z.B. was selbstlernende Algorithmen gegen den Klimawandel tun können. Schließlich sollten wir aufhören Menschen in irgendwelche Formen zu pressen und ihn ganzheitlicher betrachten. A pro pos: Geschlecht nervt! Das meint zumindest Antje Schrupp und schlägt vor, Frauen in Zukunft nicht einzuladen, um mit ihnen über das Thema Geschlecht zu reden, sondern lieber über etwas, in dem sie Expertin sind. Wir werden diesen Tipp berücksichtigen und freuen uns auf die nächsten Veranstaltungen!